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MitarbeiterInnen

Projektleitung: 
 
Prof. Dr. Michael M. Richter
Wiss. MitarbeiterInnen: 
Iris Cserni  (bis 2009)
 
Nils Ellebrecht (bis 2009)
 
Monika Götsch 
 
Karin Kleinn 
 
Yvonne Heine 
 
 
 
 
PraktikantInnen: 
Christoph Schneider 
 
Maggie Jaglo 
 
 
 
 
 
Finanzierung: 
„Weltbilder der Informatik", Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 2008 bis 2011 
 
 
 
 
 

Ziel dieser Studie war, die Weltbilder der Studierenden zu eruieren, da mit ihnen verbundene Wertvorstellungen, Sichtweisen und professionelle Ziele das informatische Handeln prägen. Diese Weltbilder führen dann zu einem fachkulturell spezifischen Habitus, der sich durch bestimmte Wissens-Wahrnehmungs- und Handlungsschemata (vgl. Bourdieu 1987) auszeichnet. Die Informatik kann mit ihrem abstrakten Code als universeller Methode in eine offene Welt hinein phantasieren, entwerfen, konstruieren und ihre Lösungen darin verfestigen. Die Gestaltung von Software hängt somit nicht nur vom Stand der Forschung und der Technik ab, sondern auch von sehr viel weniger objektivierbaren Faktoren im Prozess der Herstellung. Weltbilder werden kollektiv in Gruppen ausgebildet, durch kulturelle und fachkulturelle Werte und Normen beeinflusst und schließlich auch subjektiv ausgestaltet. Konkret haben wir Technikbilder, Wirklichkeitsauffassungen, Menschenbilder, auch im Vergleich zur Maschine und zu Nutzenden und die Berufsbilder der Informatik als für informatische Produktionsbedingungen relevant erachtet.

Da diese Weltbilder in ihrer Komplexität nicht bewusst abrufbar sind und sich somit auch nicht direkt erfragen lassen, sondern vielmehr als implizite Deutungsmuster und insbesondere in Alltagstheorien (vgl. Helfferich 2005) offensichtlich werden, haben wir qualitativen Methoden der Sozialforschung der Vorzug gegeben. Um die sozialisatorischen Effekte vor und während des Informatikstudiums zu analysieren, schien es sinnvoll, die persönlichen Erfahrungen und Plausibilisierungen, und die gemeinsamen Deutungsmuster der Studierenden zu erfassen. Zugleich sollte ein Vergleich der Erstsemester und der Studierenden höherer Semester die fachspezifische, universitäre Sozialisation erhellen.

Die Ausrichtung des Studienfachs Informatik unterscheidet sich je nach Universität teilweise in seiner inhaltlichen, wie fachkulturellen Ausprägung erheblich. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, haben wir versucht fünf sehr unterschiedliche Universitäten für unsere Untersuchung auszuwählen, die informatischen Abteilungen der Universitäten Cottbus, Dresden, Freiburg, Karlsruhe und Oldenburg. Dort wurden zunächst Gruppendiskussionen durchgeführt, um einen Einblick in kollektive Orientierungsmuster zu erhalten. Zudem wurden mit bis zu je fünf Studierenden zu Beginn des Studiums bzw. aus höheren Semestern narrative Einzelinterviews durchgeführt, die das subjektive Sinnwissen (vgl. Bohnsack 2007) fokussieren. Beide Methoden zeichnen sich dadurch aus, dass möglichst offene Fragen gestellt werden, die den Studierenden die Möglichkeit geben, ihre eigenen Deutungen von (nicht nur informatischer) Welt in ihrer Alltagssprache erzählend zu entfalten und zu begründen, so dass auch implizites Wissen deutlich wird. Die Methoden und Auswertungsverfahren wurden durch Monika Götsch genauer beschrieben im Informatik Spektrum 3, 2013.

Die Weltbildkategorien

werden im Informatik Spektrum 3, 2013 im Text von Britta Schinzel: „Weltbilder in der Informatik“ genauer beschrieben und die Ergebnisse der Evaluation der Antworten der Studierenden dort ausführlich dargestellt. Dieses Heft ist als Sonderedition insgesamt dem Thema „Weltbilder in der Informatik“ gewidmet.

Das Bild der Informatik


Die unterschiedlichen Ansichten der Studierenden über die Informatik, ihre Ziele und Aufgaben werden ebenfalls im Text von Britta Schinzel: „Weltbilder und Bilder der Informatik“ dargestellt. Hier zeigen sich m.E. realistische, aber auch widersprüchliche, offenere oder abgrenzende Ansichten über die Rolle und Zuordnung der Informatik als Wissenschaft und über ihre kontrovers diskutierten interdisziplinären Eigenschaften.

Bezogen auf die Motivation der Studierenden befasst sich auch der Beitrag von Monika Götsch „Das fängt natürlich an mit irgendwelchen Spielekonsolen“ – oder: Was dazu motiviert Informatik (nicht) zu studieren“ im Informatik Spektrum 3, 2013 mit dem Bild der Informatik. Dort wird ebenso die Situation der Studierenden über ihre Erfahrungen, ihre erfüllten und unerfüllten Erwartungen und den für das Verbleiben im Studium und den Verlauf bedeutungsvollen Umgang mit Schwierigkeiten dargestellt. Weiter behandelt der Text ihre Passung im Studium, die Fragen, wie diese umgekehrt Diversity erlaubt, und insbesondere auch Frauen im Studium unterstützt oder behindert.

Der Beitrag von Maggie Jaglo „Hardwarefreaks und Kellerkinder – Klischeevorstellungen über Informatik und die Auseinandersetzung der Studierenden damit“, ebenfalls im Informatik Spektrum 3, 2013 befasst sich mit der Auseinandersetzung der Informatik Studierenden mit den Bildern, die über sie in der Öffentlichkeit bestehen, wie sie sich selbst und ihre Mitstudierenden wahrnehmen und wie sie sich von den Klischees abgrenzen.

Im Ergebnis trägt die Untersuchung dazu bei, die trotz zu geringer, durchaus vorhandene Vielfalt von Studierenden öffentlich zu machen und dem Stereotyp vom technikbegeisterten Informatiker als „nerd“ ein positiveres Bild entgegen zu setzen.


Diversity in der Informatik


Der Einfluss kultureller Aspekte auf Informatik-Produkte wird von manchen Befragten zwar wahrgenommen, aber eher als Problem für die Softwarequalität gesehen denn als Chance, der Diversität im Anwendungszusammenhang gerecht zu werden. Jene, die keinen Einfluss sehen, begründen dies mit der universalen Sprache/Logik. Personelle bzw. soziale Diversität als positiven Beitrag zu einer möglichen Diversität der Repräsentation unterschiedlicher Sichtweisen, Zugänge und Anwendungsvielfalt in Informatik-Produkten sehen sie nicht. Der Beitrag im Informatik Spektrum 3 2013 von Yvonne Heine et al.: “…dass auf einmal 'n blue screen 'n pink screen wäre: Diversity-Konzepte von Studierenden der Informatik“ stellt die Ergebnisse zu diesem Komplex im Einzelnen dar.


Das unausgewogene Geschlechterverhältnis kann vor allem für die weiblichen Befragten zu kritischen Momenten im Studium führen. Zwar fehlen auch männlichen Befragten mehr weibliche Informatikstudierende: Sie vermissen die Vielfalt so­wohl in der fachlichen Arbeit als auch im Sozialleben (unter anderem auch auf Grund der dann angenommenen größeren Partnerinnenauswahl) und würden sich einen höheren Anteil an Informatikstudentinnen wünschen, nehmen dies aber nicht als sie in ihrem Studium betreffendes oder einschränkendes Problem wahr. Die befragten Studentinnen aber fühlen sich einsam, fallen auf, vermissen soziale Aspekte und gleichgeschlechtliche Arbeits- und Gesprächspartnerinnen. Sie begegnen dem Problem u.a. damit, dass sie außerhalb der Universität (Sprach)kurse belegen, sich als (Einzel)kämpferin positionieren oder die Situation als „nicht so schlimm“ normalisieren.

Unabhängig von Universität und Semesterzahl gehen die Studierenden naiv von einem konservativen differenzorientierten Geschlechterbild aus, das technische Begabung Männern vorbehält und Frauen, auch solchen in der Informatik, soziale, sprachliche oder ästhetische Bereiche zuweist. Geschlechtsspezifische Unterschiede werden zwar am häufigsten soziokulturell begründet, aber dennoch ziehen nur wenige strukturelle Begründungen von geschlechtsspezifischen Bereichen in Betracht. Dies bedeutet leider auch, dass die eigene Beteiligung an solchen Konstruktionen und damit Exklusionen nicht wahrgenommen wird.

Der Text im Informatik Spektrum 3, 2013 von Monika Götsch: „Das fängt natürlich an mit irgendwelchen Spielekonsolen – oder: Was dazu motiviert Informatik (nicht) zu studieren“

sowie der schon erwähnte von Heine/Götsch/Kleinn: “…dass auf einmal 'n blue screen 'n pink screen wäre: Diversity-Konzepte von Studierenden der Informatik“ gehen darauf näher ein.


Verantwortung der Informatik-Profession und der Einzelnen

Der Informatik wird von den Studierenden große Bedeutung und Wirkmächtig­keit beigemessen. Die in diesem Zusammenhang geäußerten Worte Fortschritt und Innovation beziehen sich nicht auf Inhalte der Informatik, sondern auf ihren großen gesellschaftlichen Einfluss. So nennen sie als negative wie positive Auswirkungen die Veränderungen der Kommunikation, durch eingebettete Systeme bis hin zu Veränderungen des Denkens. Entsprechend groß sollte konsequenterweise auch die Verantwortung debattiert werden. Doch hier sehen sich die Studierenden weniger in der Pflicht, sondern ziehen sich oft auf das Messer-Argument zurück, dass die Informatik neutrale Werkzeuge zur Verfügung stelle und erst die Benutzung über „gut“ und „böse“ entscheide. Der Beitrag von Christoph Schneider: „Das muss man immer für sich selber abwägen. Oder: Das moralische Wissen von Studierenden der Informatik“ im Informatik Spektrum 3, 2013 stellt die Ergebnisse der Gruppendiskussionen dazu dar. An allen Studienorten verliefen diese ähnlich, insofern als die Studierenden rasch auf die „großen“ Verantwortungsfragen zu sprechen kamen, die eher im Diskurs zu lösen sind. Hier ist sicher auch eine gewisse Gruppendynamik wirksam, die differenziertere Fragestellungen unterdrückte.

In den Einzelinterviews hingegen konnten auch mikroethische Fragen (Bittner/Hornecker 2005) angesprochen werden, solche die Alltagsverhalten, häufig auftretende moralhaltige Entscheidungen und Fragen der Verantwortung gegenüber Nutzenden beinhalteten. Doch auch hier waren sich nur sehr wenige der Möglichkeiten differenzierterer fachinterner Reflexionen bewusst. Die Bandbreite der Einstellungen hierzu ist dennoch sehr groß: Es gibt die Haltung, dass Ethik den Fortschritt behindert und daher in der Informatik keine Rolle spielen sollte. Andere möchten sich nicht selbst um ethische Fragen kümmern müssen und sie von anderen Disziplinen behandeln lassen, die sie eher dazu befähigt sehen, sich mit solch schwierigen Fragen zu befassen. Zugleich gibt es die Haltung, dass Ethik für die Informatik durchaus wichtig ist. Dabei gibt es Unterschiede, wie weit die Verantwortung geht: manche beziehen sie nur auf ein Berufsethos, das zu korrektem Arbeiten und anständigem Verhalten anhält, andere beziehen sie auch auf die Produkte der Informatik und deren Sinn und Nutzen. Auch die folgenethische Auffassung, dass auch nicht intendierte Folgen des eigenen Tuns in eine gewünschte Ethik der Informatik mit einbezogen werden müssen, wird genannt. Aber es gibt auch diejenigen, die sich noch nie Gedanken darüber gemacht haben. Niemand sieht bzw. nennt die Moralhaltigkeit von Arbeitshaltungen, Arbeitsklima und Entscheidungen beim Spezifizieren, Modellieren oder Programmieren, bei der Auswahl von Software-Umgebungen und beim Umgang mit Auftraggebenden und Nutzenden im Prozess der Spezifikation und Modellierung. Niemand erwähnt die Verantwortung für Spezifikation und Design der Softwarelösung in dem Sinne, dass die Interessen der nachher Nutzenden oder potentiell Betroffenen berücksichtigt sind. Und niemand nennt (also kennt) den Ethik-Kodex der GI und niemand die „Gewissensbisse“ (Weber-Wulff et al. 2009), wo informatische Fallbeispiele auf Moralhaltigkeit analysiert und diversifizierte Antwortmöglichkeiten diskutiert werden. Der Artikel „Verlernen Informatik-Studierende Verantwortungnahme?“ von Schinzel, Götsch, Heine, Kleinn, Richter in der FIFFKO 3, 2012 behandelt diese allgemeiner gehaltene Frage.


Ein zusammenfassendes Kapitel von Britta Schinzel: „Diskussion der Ergebnisse und Resümee“, wieder im Informatik Spektrum 3, 2013 zeigt auf, welche Diversifikation die Weltbilder unserer befragten Studierenden aufweisen, welche fachkulturellen Besonderheiten wir feststellen konnten, und wo solche sich als problematisch für die Profession und ihre Produkte erweisen könnten.

Zwei Bemerkungen zu den Ergebnissen und den Texten seien noch gestattet: Die Interviews wurden von Soziologen und Soziologinnen geführt. Die Studierenden haben sich darauf eingestellt, ihre Antworten an Fachfremde zu geben, auch wenn die Fragen aus der Informatik selbst kamen. Dies bedingt, dass sie, um verstanden zu werden, weder mit Fachausdrücken kamen, noch auch sehr differenzierte informatik-spezifische Antworten gaben. Das hätten sie bei Interviewenden aus der Informatik vermutlich teilweise getan, und dann wären auch genauere Nachfragen möglich gewesen. Doch verbietet sich ein solches Vorgehen umgekehrt aus professionellen Gründen eines korrekten empirischen Vorgehens. Analoges ist zu den Texten aus der Soziologie zu sagen: sie entsprechen professionellen Ansprüchen aus der Soziologie. Aber natürlich kann es trotz informatischer Beteiligung passieren, dass hier und da Interpretationen des Datenmaterials die Informatik zu wenig genau treffen. Deshalb und weil noch viele Fragen zu Weltbildern der Informatik nicht behandelt worden sind, würden wir uns über weitere Beiträge und Untersuchungen zum Thema freuen.


Zitate unserer befragten Studierenden:

Informatik

Informatik ist der „Motor von allem“, das Internet ein „Evolutionssprung“.

„Die Technik hat Gott verdrängt.“ „Im Prinzip schaffte die informatische Technik oder die informatische Revolution, meiner Meinung nach 'nen kompletten Gesellschaftswandel und zwar allein schon dadurch, dass sich die Möglichkeiten wie wir unsere Welt erfahren und wie wir unsere Welt benutzen total verändern.“

Negative Wirkungen: „Reduktion von Arbeitsplätzen durch Rationalisierung“, Internetmobbing, Verlust der Kommunikationsfähigkeiten, aber auch Möglichkeiten der „Optimierung des Ressourcenverbrauchs im ökologischen Bereich“

Manche erkennen „Grenzen des informatischen Zugriffs“, sowohl fachintern bedingte, als auch ethische. Andere aber sehen keine prinzipiellen Grenzen „solange es funktioniert, ist der Gestaltungsspielraum uneingeschränkt“.

„Freies Wissen, freier Zugang, z.B. mit dem Filsharing, das ist ja sozusagen die nächste Evolution- äh Revolutionsstufe, nach Gutenberg, das verändert uns alle, wie wir Informationen konsumieren, wie wir damit umgehen, und ich denk dass die Leute auch ganz anders geschult sind, zum Beispiel Quellen auszuwerten...“

Motive: Spaß am Gestalten, Informatik kennt „ein klares Richtig und Falsch“, „Verstehen wie es funktioniert“ und „Etwas für andere bereit stellen“

Arbeitsethos: Zufriedenheit mit dem Ergebnis, dabei geht es nicht nur Kundenzufriedenheit, sondern um ein „optimales Ergebnis“, sowie auch um Ästhetik: „schöner Code“.

Informatik im Vergleich: „ich habe ja schon ein (geisteswissenschaftliches) Studium hinter mir,... also für mich ist es ein komplett anderes Denken, ob ich jetzt geisteswissenschaftlich arbeite oder ob ich einen naturwissenschaftlichen Ansatz habe....Und ich hab den Eindruck dass es schwerer ist als ichs mir vorgestellt habe, dass zumal die männlichen Mitstudenten schon ziemlich viel Vorerfahrung haben und gar nicht so viel mitlernen müssen wie ich im ersten Semester,... was man leider erst feststellt wenn man dann in diesem Studiengang sitzt, dass es doch wichtig wäre, dass man schon Vorkenntnisse hat.“

Ich hab vorher Philosophie studiert, das hat nicht gereicht und Informatik ist mein Studiengang, das kann ich so halbwegs, ist ja ein relativ einfaches Studium. Aber bei so Einführungsveranstaltungen hab ich immer das Problem, machen sich die Profs sehr einfach.... überspringen die jetzt einfach nur irgendwelche Details oder wissen die es wirklich nicht? Ich finds pädagogisch nicht so gut. Ich muss sagen, ich selbst komm ganz gut mit, weil ich dies teilweise alles schon kenne, aber ich kann mir gut vorstellen jemand der jetzt so als unbeschriebenes Blatt hier herkommt, der hat dann eher Schwierigkeiten.“

„Also ich seh Informatik vor allen Dingen als Hilfswissenschaft also ich mein Informatik an sich kann ja nichts. die ist ja völlig sinnlos, die treibt einfach nur dahin und will nichts. Dazu brauchts immer noch Eine andere Wissenschaft um irgendwie etwas zu erreichen...“

Kommunikationsschwierigkeiten mit Fachfremden: Abdriften ins „Fachchinesisch“ und eine spezifische Art und Weise ihrer Kommunikation: „nein, nicht nur das inhaltliche, überhaupt die Art, wie Informatiker miteinander reden, ist etwas Besonderes.“

Beziehung zu Nutzenden

Der sogenannte DAU (dümmster anzunehmender User) erscheint zwar nach außen abwertend, habe aber als Denkfigur seine positive Rolle für die Gestaltung einer allen angemessenen Benutzungsschnittstelle.

„Man sollte schon auch mal was anderes studiert haben, weils ein anderes Denken ist, und ich glaube, wenn man Dinge programmiert oder vielleicht auch für Kunden zugänglich macht, die nicht so denken, sollte man auch ein Verständnis haben was die wollen, also man müsste auf jeden Fall kompatibel bleiben mit den meisten und wenn man halt die ganze Zeit vorm Computer sitzt, da kann man ja schon ein bisschen vereinsamen und nicht mehr so den Anschluss haben was die Welt eigentlich will, oder wofür man das programmiert.“


„Also ich bin schon so ein fan von extreme programming oder dieses ganze agile Zeug, das find ich schon eine gute Sache, wenn der Benutzer während der Softwareentwicklung aktiv darin aufgenommen wird, dann wird sie halt am Ende auch so aussehen wie er sie gern haben möchte und wird vor allem auch den Realitäten vor Ort entsprechen und nicht den Realitäten die sich die Programmierer dann ausgedacht haben während der Projektentwicklung.“

Realitätsbezug

„Ich persönlich glaube nicht an die objektive Realität, also ich bin Konstruktivist und vielleicht auch Radikalkonstruktivist. Ich glaub, dass halt genau in diesen Modellbildungen und wieder verfeinern die einzige Möglichkeit liegt zu handeln, und dass es nicht die wirkliche Realität irgendwie gibt, die man abbilden kann.. man kann halt immer nur irgendetwas abbbilden und hoffen, dass es auch halbwegs passt, aber was es genau ist das weiß man halt auch nicht.“

Menschenbild, im Vergleich zum Computer

Hier gibt es Geschlechterunterschiede:

M. „theoretisch ist die Nachbildung des Gehirns möglich, praktisch noch weit entfernt“; „Computer und Gehirn basieren auf materieller Grundlage ohne Magie“; „Eher ist der Mensch (biologisch) limitiert als die Maschine durch das theoretisch Mögliche“.

M: Im Widerspruch dazu Faszination an der „Befehlsmacht gegenüber dem Computer“.

M: „Fehler des Computers bzw. der Software sind durch den Menschen verursacht“, „die Maschine macht was sie soll, der Mensch macht nie, was er soll“; „der Mensch ist fehlerhaft“, „hat nicht steuerbare (unbewusste) Anteile“ und: „nicht nur materielle, auch geistige Welt kann automatisiert werden“ oder „der Computer kann irgendwann Kreativität lernen“ und „Gedankenlesen“ wird möglich werden. Manche finden es „creepy“, dass mit Technik künftig alles machbar, der Mensch ersetzbar sein wird.

Aber W: „Eher ist die Maschine fehlerhaft, unvollkommen, als der Mensch“ und „Eine Maschine soll Menschen nur dort ersetzen, wo durch Fehlverhalten der Maschine keine Menschenleben gefährdet werden.“

W: „der Mensch befiehlt der Maschine, auch das Lernen“; „der Mensch „übersetzt“ Probleme für Maschine“; die Maschine bekommt Intelligenz „eingeimpft“ und „der natürliche menschliche Geist und die künstliche Intelligenz sind sehr weit voneinander entfernt und werden das immer bleiben“. „(Mit)Fühlen, Erleben, Erfahrungen machen und Vertrauen“ aufbauen, das alles hat „eine Vorgeschichte“, und ist dem Menschen vorbehalten. „Selbst wenn die Programmierung von Gefühlen einmal möglich wäre, wären diese nicht echt, sondern gefälscht“. „Die zwischenmenschliche Ebene kann nicht genauso zwischen Mensch und Maschine existieren“, weshalb soziale Verantwortung nicht an die Maschine abgegeben werden kann.

Verantwortung

„Denken Sie, dass die Informatik sich auch mit sozialen und ethischen Fragen auseinandersetzen sollte?“

„Sollte ja, - tut es nicht, also nach meinem jetzigen Eindruck wird das auch total ausgeblendet. Es steht auch nicht die Frage im Raum, ist etwas unethisch? Sondern das gibts einfach nicht, man lernt technische Dinge und das wars, und das kann man dann. Ist ja toll, wenn mans kann, aber wenn man dann irgendwas arbeitet sollte man sich zumindestens mal im Studium Gedanken darüber gemacht haben, was man da macht und wie weit man das überhaupt fortführen sollte; und dass man nicht einfach blindlings sich anstellen lässt und einfach irgendwas programmiert um Geld zu kriegen und gar nicht hinterfragt, was man da eigentlich arbeitet. Also die Gefahr seh ich natürlich.“


„Ja, es ist leicht zu sagen, dass ich ungerne irgendwo rüstungsnah landen würde, aber das ist leicht zu sagen, weil man schnell feststellt, dass egal, was geforscht wird diejenigen die am ehesten etwas Neues umsetzen tatsächlich die sind, aus welchen Gründen auch immer, die Rüstungsindustrie. Also ich würde gerne sagen, dass ich da niemals arbeiten würde. Ich weiß nur nicht ob das so leicht sein wird. Und ich würde ungern das Privatleben anderer Leute überwachen, aber das wird noch ein bisschen schwieriger sein. Und man sollte die Menschen dort nicht mit einer Maschine ersetzen, wo zum Beispiel eine moralische Entscheidung getroffen werden muss.“


„Ich bin relativ pazifistisch veranlagt und würde nicht unbedingt für das Militär arbeiten, wobei's schwierig ist dort zu trennen, weil wenn man eine große Erfindung macht, dann wird die höchstwahrscheinlich auch fürs Militär von Nutzen sein und verwendet.“


„Informatiker sind dem Auftraggeber verpflichtet, denn der bezahlt und spezifiziert, aber auch dem Nutzer, weil der Auftraggeber meistens will, dass es dem Nutzer halbwegs passt.“


„Ethik behindert den Fortschritt und sollte daher in der Informatik keine Rolle spielen“;


„Ethik bringt die Menschen nicht weiter“;


„Moral spielt in der täglichen Arbeit von Informatikern gar keine Rolle. So eine Frage müsste man sich stellen, bevor man irgend einen neuen Job anninmmt oder bevor man irgendein Projekt beginnt.“

„Algorithmen kennen keine Ethik und das Programmieren auch nicht“;


„Ethik ist zu kompliziert und widersprüchlich. aber die Informatik ist objektiv“. Andere Professionen sind dafür zuständig.


„Angenommen man hat sich schon für ein Problem, für ein

Arbeitsfeld entschieden, dann kann man sich relative frei von solchen Fragestellungen kann man sich da reinvertiefen und daran arbeiten…. Aber dass der Informatik an sich moralische Fragestellungen innewohnen das seh ich nicht,… einfach mit der technischen Arbeit hat man dann andere Fähigkeiten…“


„Die Informatik hat, denk ich, wenig Bereiche, wo eine moralische Verpflichtung oder ein Gewissen reinkommt.“


„Also ich find schon, dass man eine gewisse Verantwortung, zwar nicht alleine trägt, aber auch mitträgt, dass das einem selber auch bewußt sein sollte, dass man gewisse Sachen damit ermöglicht. Also ich finde, man kann's nicht ganz leugnen, aber man kann's auch nicht ganz beeinflussen... hat man halt einen Algorithmus entdeckt, den kann man zum Guten wie zum Schlechten einsetzen. Wenn ich z.B. Personenerkennung mache und ich nutze die für meinen persönlichen Zugang zu... hat man ja auch wieder ein großes Überwachungspotential... und wenn man sich da dann Gedanken macht zum Datenschutz und da drin Methoden entwickelt, wie man halbwegs anonym diese ganze Technik nutzen kann, dann find ich das wieder positiv. Wenn man sich halt irgendwo des Problems bewusst wird und versucht, das irgendwo auch anzbringen, also nicht sagt, ich hab das jetzt entwickelt und die Anwenung ist jetzt eine andere Baustelle, ich hab damit nichts mehr zu tun, das halte ich für schlecht.“


Geschlechterverhältnis

„Ich hatte also das Glück, mit allen Frauen unseres Studiengangs zusammenzuarbeiten, und im Vergleich zu männlichen Kommilitonen hatte ich da eher so den Eindruck, dass es die Besinnung auf das gemeinsame Ziel und eine gemeinsame Unterordnung unter dieses Ziel gibt, persönliche Eitelkeiten weniger zum Tragen kommen, dass der Diskussionsstil, die Art und Weise wie man mit einander umgeht, dass der einfach etwas ruhiger war und also dieses gemeinschaftliche Arbeiten erleichterte, würd’ ich sofort sagen; und ansonsten würd’ ich mich natürlich freuen, wenn man als Informatiker auch eine Informatikerin als Freundin zum Beispiel finden könnte und das nicht den andren Studiengängen vorbehalten bleibt... Mehr weibliche Informatikerinnen würden die Informatik vermutlich zum Besseren verändern, so wie das in allen Bereichen ist, wenn man an Vielfalt denkt. Da kann man am Ende nur profitieren und ich seh da gewisse Unterschiede, in der in der männlichen und in der weiblichen Herangehensweise bei Informatikern, das hab ich einfach so beobachtet, das halte ich einfach für'n Fakt, dass Seminare anders abgelaufen sind, weil da eine Frau dabei war, keine dramatischen Unterschiede, aber eine Veränderung, wenn es dann zu Gemeinschaftsarbeit kommt, dass da dann die Prozesse anders ablaufen.“


Mehrheitlich aber besteht die Ansicht, die wenigen Frauen, die Informatik studieren, seien „keine richtigen Frauen“, und sie seien zuständig für „das weiche Drumherum“, die „Ränder“ der Informatik. „Informatik von Frauen ist eventuell eine andere, keine „richtige Forschung“.


„Informatikerinnen sind vermännlicht, sonst könnten sie nicht damit zurecht kommen.“


„Ich musste eine männliche Denkweise entwickeln“; die wichtigste für das Studium notwendige Kompetenz ist das „Aushalten, allein unter Männern zu sein“; „man hat also, das ist meine Erfahrung, man hat hauptsächlich mit Männern zu tun und das darf einen natürlich nicht abschrecken...“


„Was ich erwartet habe ist, dass es vielleicht ein bisschen komische Leute gibt, die das studieren und diese Erwartungen haben sich auch ein bisschen erfüllt, also es gibt schon Leute, die nicht so kommunikativ sind, weil sie sich den ganzen Tag mit Computern beschäftigen. Ansonsten hätte ich nicht erwartet, dass es so wenig Frauen sind, also da fühl ich mich auch ein bisschen alleine.“ „Man weiß ja dass es nicht so viele sind, und da guckt man sich um und denkt da sind ja nur Jungs, was mach ich denn hier? Und schon ein bisschen eingeschüchtert.“ „Und ich bin auch in den Übungsgruppen immer die einzige Frau, und ich muss auch sagen, ich hätte nicht erwartet dass mich das so irritiert und auch so, na ja, hemmt im Mitmachen, oder eben, wenn ich dann da sitz dann fühl ich mich immer ein bisschen komisch.“

„Und dass man immer sich erst beweisen muss - als Fau muss man sich erst überhaupt beweisen und zeigen, ich kann das und wird dann akzeptiert und als Mann wird man da einfach akzeptiert und es wird vorausgesetzt, dass der alles versteht,… “

„Und dann sitzt man in der Übungsgruppe als einzige Frau und wird schon belächelt bevor man was sagt, also einmal ist mir das passiert, dass ich mich gemeldet hab und ich hab eine Antwort gegeben die richtig war, dann hab ich schon Gelächter gehört, weil die dachten dass es falsch wäre, und dann hat der Tutor gesagt das ist richtig, dann warn die natürlich blamiert, aber man merkt schon die Haltung, also ich hätte es nicht ertwartet, dass des so schlimm ist. Leidergottes wenn man dann alleine ist, dann merkt man das auch mehr, also wenn mehrere Frauen sind fällts dann nicht so auf.“

„Die meisten Kommilitonen sind schon nett, aber auch wenn sie einem was erklären wird man trotzdem immer dafür belächelt, dass sie's jetzt nicht kann, und ich denke, wenn man jetzt dieses Fach studiert als Erstsemester, dann kann einen das schon dazu bringen wieder aufzuhören, also solche Reaktionen, die man eben den ganzen Tag über irgendwie kriegt, denk ich kann einen schon belasten... Wenn mehr Frauen Informatik studieren würden denke ich, dass sich eben die Haltung dazu ändern würde und dass man nicht von vornherein von oben herab betrachtet wird und dass man nicht immer erst zeigen muss, ich bin besser.“


Meist werden Ungleichbehandlungen und Dikrimierungen jedoch auch von den Frauen ausgeblendet, vermutlich um studierfähig zu bleiben. Die einzige Frau, die an den Gruppendiskussionen beteiligt war, äußert sich dazu: „Wenn ich jetzt voll die Feministin wär’, würde mich das jetzt tierisch aufregen, aber es sind halt Sachen, die passieren, es ist halt einfach so.“


Geschlechterwissen - differenzorientiert:

„Frauen sind auch in der Regel sozialer veranlagt als Männer, weil das ist auch wieder biologisch bedingt, für die Männer ist es halt immer ein Kampf und für die Frau ist es halt eine Sache ums Überleben.“


„Ich denke, dass es eine biologische Präferenz gibt, dass es männliches und weibliches Denken gibt und nur das männliche Denken ist geeignet für die Informatik oder für technische Fächer.“

„Weshalb so wenig Frauen Informatik studieren, weil doch viele noch relativ fern der Technik sind, und früher wurde gesagt, Informatik ist ein Männerberuf, und das muss sich erst langsam reinbürgern, dass da doch auch mehr Frauen reinkommen und die Informatik is ja noch recht jung, die is ja gerade mal in der dritten generation oder so, von daher wird da sicherlich noch was passieren... Es gibt so ein weibliches Weltbild, weil Männer und Frauen unterscheiden sich, jeder hat andere Interessen,... und dass eine Frau einen Technikberuf ausübt, war langezeit durch diese Männerhierarchie total verpönt. Das muss sich jetzt erst langsam ändern von daher ist das noch sehr ungewiss,... einfach dieser Machtverlust wäre... oder dass auf einmal 'n blue screen 'n pink screen wäre, würde vielen nicht gefallen,... aber man kann auch Grenzen setzten, dass man sozusagen sagt, ich mach das nur für die und das nur für jene, aber man sollte auch vieles übergeifend machen.“

„Bei der Frage, ob mehr weibliche Informatikerinnen die Informatik verändern würde, fragt sich, ob sich erst die Informatik ändern muss, damit es mehr weibliche Informatikerinnen gibt, oder ob nicht die Informatikerinnen, die es jetzt schon gibt, die sich da ran wagen, ob die nicht schon ziemlich auch unter ihren Geschlechtsgenossinen gewisse Eigenschaften haben, die sie eben dafür prädestinieren, in diesem Informatikmilieu zurecht zu kommen oder sich da wohl zu fühlen, was sie dann nur noch bedingt vielleicht dazu befähigt, sowas typisch Weibliches einfliessen zu lassen. Die eine, die ich kenne, die könnte irgendwie schon sehr vermännlicht werden.“


„Diese Technikbegeisterung, diese Technik um ihrer selbst willen, das ist was, was man eher so bei den mänlichen Informatikern sieht,... dieses euphorische In-der-Technik-Aufgehen kann ja durchaus auch so ein bisschen pathologische Züge annehmen, es könnte schon sein, dass dann der weibliche Impuls ein bisschen einen Ausgleich dazu schafft.“


Die Studierenden wurden mit der Feststellung konfrontiert, dass in Deutschland die Durchschnittsnoten der Frauen in der Informatik besser sind als die der Männer, und sodann befragt wie sie sich das erklären.


„Das erklär ich mir so, dass die Mädchen ja schon in der Schule fleißiger sind als die Jungs und das setzt sich dann so fort. Und dadurch, dass so wenig Frauen das studieren haben sie sich das dann wohl überlegt, und obwohl das jetzt nicht dem Klischeebild vom weiblichen Informatiker entspricht, entscheiden die sich halt für den Studiengang weil sies eben können.“


„Also, das wundert mich jetzt weniger. Ich befürchte, dass es halt nicht nur bei der Informatik so ist, es ist ja eigentlich überall in jedem Fach so, oder nicht? Also, in der Schule ist es halt schon so, dass eine Frau halt einfach mehr Konsequenz hat, was das lernen angeht. Wobei, man kann auch ganz zynisch sein und sagen, ja, das liegt an den Prüfern, die alle männlich sind und halt sich freuen, wenn eine Frau reinkommt...“