suche | drucken | english

NEUE BERUFSPOTENTIALE FÜR FRAUEN IN DER SOFTWAREENTWICKLUNG


Softwarekrise

Die Softwarekrise sorgt seit über dreißig Jahren für Gesprächsstoff in der Informatik. Das Problemfeld, welches damit umrissen wird, umfasst die vielen abgebrochenen Softwareentwicklungen, die Nichteinsetzbarkeit von Software, hohe Wartungskosten sowie benutzerunfreundliche Handhabung. Software wird häufig am Bedarf der Nutzerinnen und Nutzer vorbei entwickelt und die Einbettung der Software in Arbeitsprozesse nicht ausreichend berücksichtigt. Diese Mängel sind jedoch nicht zurückzuführen auf fehlerhafte Programmierung oder algorithmische Irrtümer, sondern entstehen meist aus der inadäquaten Arbeitsweise der Softwareentwicklung. Nachdem lange Zeit hauptsächlich im Softwareengineering und der Entwicklung von Werkzeugen und Methoden die Lösung der Probleme gesucht wurde, wird heute die Softwareentwicklung und -gestaltung zunehmend als ein Lern-, Kommunikations- und Aushandlungsprozess verstanden. Das macht bei den Entwicklerinnen und Entwicklern hohe Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten notwendig. Diese Kompetenzen werden gemeinhin eher Frauen zugeschrieben, denn sie gehören zur Frauensozialisation.


Entwickeln Frauen anders?

Das durchgeführte Projekt versucht zwei Aspekte dieser Annahme zu überprüfen:


Zur Erhebung

Anhand qualitativer Interviews wurden Softwareentwicklerinnen und -entwickler aus kleinen, mittleren und größeren Unternehmen zu ihrer Vorgehensweise in verschiedenen Phasen der Softwareentwicklung und zu ihren Leitbildern befragt.


Unterschiedliche Einstellungen liegen der Softwareentwicklung zugrunde

Zunächst zeigte die Auswertung viele Gemeinsamkeiten zwischen Männern und Frauen in der Softwareentwicklung in Bezug auf die nicht-technischen Anforderungen ihrer Arbeit. Deutliche Unterschiede ließen sich jedoch bei den Einstellungen zu bestimmten Bereichen der Softwareentwicklung feststellen: Frauen nehmen während der Anforderungsanalyse häufiger und stärker die Sicht der AnwenderInnen ein und betrachten die Auseinandersetzung mit den KundInnen selbstverständlicher als Teil ihres Aufgabengebietes. Sie scheinen tendenziell eine höhere Bereitschaft aufzuweisen, sich mit den Problemen der BenutzerInnenpartizipation auseinander zu setzen und den Umgang mit den Problemen als Teil ihrer Arbeit zu begreifen. Frauen schätzen die NutzerInnen weniger als Laien ein, sie sehen in ihnen vielmehr Gleichberechtigte, die den Erfolg des Produktes mitbestimmen. Männer hingegen tendieren eher zu einer Experten-Laien-Konstellation. Sowohl Männer wie Frauen betonen Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit als unerlässlich für ihren Beruf. Die Softwareentwicklerinnen zeichnen sich jedoch durch ein aktives Zuhören aus, welches die Vorschläge der Benutzer zu verwirklichen versucht. Entwickler zeigen sich hier nur bis zu einem gewissen Grad kompromissbereit.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass die Einstellung der Entwickler tendenziell stärker technikorientiert und die der Entwicklerinnen eher anwendungsorientiert ist. Wie verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, bestimmen die Grundeinstellungen von SoftwareentwicklerInnen stark die Ausgestaltung eines Produktes. Inwieweit dies für die von uns gefundenen Unterschiede zutreffend ist, muss die weitere Forschung zeigen.

Einige Ergebnisse des Projektes wurden bereits in einem Workshop vorgestellt.



Projektleitung: 
 
 
Wiss. Mitarbeiterinnen: 
Karin Kleinn M.A. 
 
Bettina Maus M.A. 
 
 
Wiss. Hilfskräfte: 
Judith Link, Katharina Manderscheid, Kerstin Meyer 
 
 
Finanzierung: 
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg 
 
 
Projektstatus: 
abgeschlossen 


Inhalt