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 Lehre Kolloquium SoSe 2000  
 

Prof. Dr. iur. Bernd Lutterbeck, TU Berlin:

Internet Governance

Das Internet kennt keine zentrale Autorität. Deswegen ist es völlig unklar, wer die Regeln des Spiels setzen darf: Nationale Regierungen, supranationale Körper wie die Europäische Union, multinationale Konzerne, der viel zitierte "Netizen", den aber noch niemand so richtig gesehen hat, oder eine Zivilgesellschaft, die bei vielen als große Hoffnung am Horizont auftaucht.

Man ist sich weitgehend einig, dass die "Ordnung des Netzes" ohne neue Konzepte nicht gelingen wird. Hinter dem nicht übersetzbaren Wort "internet governance" verbirgt sich so ein neues Ordnungskonzept, das die folgenden vier Einflussgrößen aufeinander beziehen will:

 
Neu an diesem Konzept ist die Größe "Architektur" oder "Code", das sind die Regeln, die Informatiker und Informatikerinnen in ihrer Arbeit setzen - sei es in Form von Standards, sei es in Form von Voreinstellungen [defaults].

Ich stelle das Konzept in meinem Vortrag am Beispiel der Reform des "Domain Name System" vor und gehe ausführlich auf den wohl wichtigsten Streitpunkt künftiger "Ordnung" ein - das geistige Eigentum an Wissen.

Das Internet hat sich von einer US-basierten Plattform für zunächst wenige Forscher zu einem internationalen Medium für Handel, Ausbildung und ganz allgemein Kommunikation entwickelt. Seine gegenwärtige Entwicklungsgeschwindigkeit und das Ausmaß, in dem das Netz zur Plattform von Innovationen wird, ist so rasant, dass die Aussagefähigkeit von Prognosen gegen Null tendiert. Man sollte daher nur mit Vorsicht an die "Ordnung des Netzes" herangehen. Bei dem in Zukunft einzuschlagenden Weg kann es hilfreich sein, von der Entwicklungsmethodik, die die "Open Source Bewegung" erfolgreich gemacht hat, zu lernen.

Einen guten Einstieg in dieses Konzept gibt mein Aufsatz Internet Governance, online unter http://ig.cs.tu-berlin.de/bl/049/index.html

Zeit: Montag, den 29. Mai 2000, 14 Uhr c.t.
Ort: Flugplatzgelände, Raum 101 01 009/013