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Brasilien strukturell

Brasilien ist ein Land, das alles hat: Bodenschätze, Energie, fruchtbares Land, den größten Regenwald der Erde und sehr fleißige und gut ausgebildete Leute, einen guten Stand der Universitäten, also Zukunft. Es ist in vielen Bereichen von Bodenschätzen, und Lebensmitteln der größte Exporteur der Welt. Aber auch Korruption, eine erdrückende Bürokratie und Desorganisation, Arbeitslosigkeit, Armut, Favelas, Kriminalität, Analphabetentum, die durch Religiosität, sowohl Katholizismus (über 90% der Bevölkerung) als auch die animistisch beeinflußten Mischformen (Candomblé), die Musik und den Karneval ertragen werden. Meine (und Michaels) Erfahrungen zeigen, dass vor allem Defizite in Planung, Organisation und Logistik bestehen, ein Problem aller Schwellen- und mehr noch Entwicklungsländer. Es scheint, dass dies eine abgeleitete Fähigkeit ist, die wir mit der Muttermilch einsaugen, und die schwer zu lehren und zu lernen ist, denn es mangelt keinesfalls an Intelligenz, Bildung und Kompetenzen. (mit Karl Kraus fehlte das vormals auch in Österreich: in „Die letzten Tage der Menschheit“ schreibt er: „jo, die Deitschen, die hom hoit die Organisation, mir hom olles, den Scham, die des Schensequa, nur fehlt uns holt noch die Organisation, die müssen wir nach dem Krieg bei uns auch einführen.)

Berühmt sind die Brasilianer für ihre Freundlichkeit, die Fähigkeit zum Feiern (ohne allzu viel Alkohol) die Mühsalen des Alltags zu vergessen, eine positive Einstellung, und die Fähigkeit, für alles irgendwie eine Möglichkeit zu finden. Es kann nur besser werden und es wird besser, (wenn wir eine neue Regierung bekommen, oder die anderen: wenn Lula sich durchsetzen kann, wenn…) das ist die Stimmung, die sich von der unseren so sehr unterscheidet.

Die meisten brasilianischen Städte, die Metropolen Manaus, Belo Horizonte und Brasilia sind ausgenommen, liegen an der Ostküste, am Meer. Daher sind schöne Strände und alle Wassersportarten Kennzeichen Brasiliens. Ich entschließe mich aus Rudis Vorschlägen und Violas Wünschen für Iguassù, Recife, Salvador, Belo Horizonte und Rio. Nach Manaus im Amazonasbecken wollten wir nicht, wegen der Mücken, der Malaria, der Leishmania und des Gelbfiebers. Leishmanien gibt es allerdings auch in Foz de Iguassù, das aber ein Must ist, denn der größte Wasserfall der Welt fällt hier zwischen Brasilien, Paraguay und Argentinien in vielen Teilen in die Tiefe. Dort sind die größten und modernsten Kraftwerke Brasiliens – ich hatte schon ein gerade eröffnetes Werk im Fernsehen gesehen. Allein die Steuerungsanlage ist ungeheuer. Auch gezeigt wurde wie die neuen Wasserwege des abgezweigten Teils, die ökologischen Prinzipien genügen und auch den ansässigen Tieren das Leben oder Weiterkommen ermöglichen: gezeigt wurden Krokodile, Hippos und Wasservögel.

Antizipation unserer Reise

Rudi und Vio kommen Wir fahren dort von Florianopolis mit dem Bus hin (er fährt 16 Stunden, und die Entfernung ist auf der Landkarte innerhalb Brasiliens wirklich sehr nah). Rudi wollte gern nach Sao Louis im Norden, aber es war schwierig alle seine Wünsche unterzubringen. So habe ich diese Stadt gestrichen, da der Flug sehr teuer und lang (11 Stunden) war und Aldo sagte, die Stadt sei nicht weiter interessant, bis auf die ethnische Zusammensetzung, die vorwiegend aus Japanern und Holländern bestehe, was sich in den Naturprodukten zeige, denn die Japaner wären vorwiegend arme Bauern gewesen, die in den 30-er Jahren keinen Zugang in die USA bekamen, weil die die asiatische Dominanz befürchteten. Die brasilianischen Japaner seien jedenfalls sehr beliebt, und man sehe sie hier im Süden hauptsächlich in den Ingenieursstudiengängen.

In Recife ist, wenn wir kommen, gerade ein Fest, daher war es schwer, ein Hotel zu bekommen. Aber es gibt so viele Feste, dass es schwierig ist solche zu vermeiden. Wir werden auch in Belo Horizonte eines haben und ebenso in Rio. Das weiß ich alles schon jetzt, weil wir deshalb Absagen von Hotels mit vacancies hatten – weshalb sich die Belegung dann rasch ändern kann - und immer wieder neu suchen mussten. Die Internetauftritte der meisten brasilianischen Hotels kündigen die Termine der Stadtfeste an.

Recife ist unsere nördlichste und östlichste Stadt und je weiter nach Nordwesten, desto ärmer und unterentwickelter sei die Gegend. In Recife aber gibt es 100-e von Früchten, die wir trinken sollten, nicht aber sollten wir das am Strand Angebotene essen. Unser Hotel Tree Towers gehöre zu einer japanischen Kette.

Die nächste Station, Salvador, ist eine sehr lebendige, laute, unruhige Stadt, wieder ethnisch interessant weil sie fast ausschließlich schwarze Bevölkerung hat. Dort sind einige schöne Barockkirchen, aber Aldo empfiehlt eher die kleinere Nachbarstadt …Ebenso wegen des Barocks fahren wir nach Belo Horizonte, was selbst eine hässliche Stadt sein soll, aber in der Umgebung sind hübsche Barockstädtchen. Daher wollen wir in den beiden letztgenannten Städten nur je eine Nacht verbringen und die zweite dann in den kleineren Städten der Umgebung. Roberto empfiehlt in Belo Horizonte eine typische Speise aus gekochtem Blut zu essen, das sei ganz wunderbar. Am Ende fahren wir nach Rio de Janeiro und ich hoffe, wir finden mit dem Auto zu dem Hotel, ohne durch die Favelas zu müssen und von Straßenkindern ausgeraubt zu werden. Das Fahren in Rio muss ganz schön schwierig sein, natürlich, es ist eine riesige Millionenstadt und man kann sicher Stunden verbringen, allein nur durchzufahren. Es wird empfohlen vom Hotel aus eine Touristentour zu unternehmen und sich möglichst ohne Auto zu bewegen. Ich besuche Map24, wo nur die großen Strassen eingezeichnet sind, und da finde ich die Strasse unseres Hotels natürlich nicht. Auf der anderen Seite erzählt Jean-Pierre, dass in Rio Tausende von Touristen durch die Stadt strömen, und dass außerdem die Favelas dort die von Anthropologen und Soziologen der ganzen Welt am meisten untersuchten Sozialsysteme sind, denn sie haben wohl ihre eigenen Formen des Zusammenlebens und Überlebens herausgebildet. Von Rio aus fliegen dann Rudi und Vio nach Sao Paolo und ich am nächsten Tag ebenfalls.