Am 4. Tag fahren wir Nach Möve Baai, wo Barbara und John leben. Das ist eine Station mit 4 Häusern des Skeleton Park in dessen oberstem Drittel, die John mit 3 Arbeitern und deren Familien leitet. Skeleton Park ist ein Naturschutzpark, der sich als schmaler Küstenstreifen von Swakopmund etwa 700 km bis zur angolanischen Grenze zieht. Er war von den Südafrikanern dafür gedacht, die im NO in einem Homeland lebenden Owambos und deren SWAPO am Zutritt zum Meer zu hindern. Heute ist er ein Wüstennaturpark und heißt Skeleton Park, da sehr viele Tierskelette, meist Robben, am Strand liegen. Größere Stücke, wie Walfischknochen werden als Markierungen vor den Stationen genutzt.
Von Windhuk geht es fast unmerklich aber stetig die fast 2000 m herunter nach Swakopmund, zuerst ein mit grünen Strauchquasten bestücktes Hügelland, das zunehmend trockener und verwüsteter wird, und paradoxerweise immer kühler, da man sich dem kühlen Atlantik nähert. Daher ist an der Küste das Wetter meist Wolken und Nebel und viel Wind, wenn es im Landesinneren schön ist, während es sonnig ist, wenn es im Landesinneren im Winter regnet. Jetzt ist Spätherbst bzw. Winterwetter, aber es ist untypisch kalt, windig und wolkig an der Küste.
Am auffallendsten auf der Reise sind die Termitenbauten am Wegesrand, mit breiterem Sockel sich nach oben spitz verjüngend, in der Farbe des Bodens, d.h. von gelb bis orange oder gar dunkelrot. Termiten sind keine Ameisen, ihre nächsten Verwandten sind Cockroaches. Sie haben ein kompliziertes Sozialsystem und ein kompliziertes Bausystem. Sie sind die effektivsten Umbauerinnen von Dung in fruchtbare Erde in der Wüste, man sieht sie in der Elefantenlosung. In der Regenzeit – d.i. jetzt - schwärmen die geschlechtsreifen Termiten aus und gründen neue Bauten. Man sieht es in Etosha überall auf der Strasse, wo sich kleine rote Häufchen auf der weißen Schotterstrasse erheben, eine enorme Leistung, wenn man bedenkt wie hart der gewalzte Schotterboden ist. Die Königin und der König leben von der Gründung des Baus an zusammen in einer Wabe und verlassen sie fortan nie mehr. Die Königin wird bald unförmig groß und gebiert den Stamm, der aus ArbeiterInnen und SoldatInnen besteht. Der Bau setzt sich ebenso tief unter die Erde fort, wo die ganze Erde umgegraben wird und mit Material von außerhalb des Stocks umgewälzt wird. Auf diese Weise schaffen die Termiten es, in einigen Monaten ganze Ziegelhäuser zu pulverisieren. Südlich von Windhuk sieht man keine Termitenbauten, aber auch dort gibt es Termiten, es sind die UV-unempfindlichen Sorten, die deshalb keine Bauten brauchen und auf und unter der Erde arbeiten.
Weiter sieht man die verschiedenen Webervogelnester, oft in großer Zahl von Bäumen hängend, wobei sie die Bäume dann bis ca 1,5 Meter unter den Nestern entlauben, um zu sehen ob Schlangen heraufkommen. Eine andere Webervögelart nistet in den Telefonmasten, die oft völlig vom Nest eingebettet sind, aber es scheint der Telefonleitung nichts zu machen. Eine dritte, die sociable Weavers, bildet Nest-Sozialgemeinschaften, die riesige Ausmaße annehmen können und die Bäume oft unter sich begraben, oder aufgrund des Gewichtes Äste abbrechen. Diese Nester werden oft auch von bestimmten Falkenarten besiedelt oder beherbergen Wespennester, weshalb man sich ihnen nur vorsichtig nähern sollte. Es gibt mindestens 8-10 Webervogel und –nestarten, die sich nach Form, Dichte und Aufhängung unterscheiden, immer aber haben sie die Einstiegslöcher unten, von wo es horizontal in den Bau geht.
Wir kommen an vielen Bergen vorbei, u.a. der isoliert im Wüstensand stehenden Spitzkoppe, einem granitenen Kletterberg, aber sie ist der einzige der Berge, der nicht lautlos am seitlichen Horizont verschwindet, sobald wir ihnen näher zu kommen trachten.
In Swakopmund (Mündung des Flusses Swakop) übernachte ich in einer sehr netten Pension eines jungen Ehepaars, sie sehr lebendig, offen und freundlich, ähnlich wie die Besitzerin der Pension in Windhuk. Nicht nur die Besitzerin, alle Gäste sprechen deutsch und sind Deutsche oder Namibia-Deutsche. Auch 75% aller Touristen in Namibia sind Deutsche, weshalb alle im Tourismus Tätigen etwas deutsch sprechen. Barbara wohnt bei Freunden, einem englischstämmigen Ehepaar mit zwei Kindern, die wann immer man sie besucht, alle 4 an ihrem jeweiligen Computer sitzen, die Mutter arbeitet weiter für ihre Firma, ein lokaler Internetprovider, der Vater surft, die 14 jährige Tochter schreibt Hypertextromane und der 12-jährige Sohn spielt Computerspiele. Sie haben 3 Hunde und 4 Katzen und der weibliche Teil der Familie ist äußerst kommunikativ, der männliche sehr schüchtern, und alle sehr nett.
Swakopmund ist richtig deutsch, sowohl Sprache als auch Architektur: schöne wilhelminische Bauten mit viel Fachwerk, Türmen, etc., die neuere Stadtgestaltung allerdings eher amerikanisch anmutend. Hier kaufen wir für 1 Monat für Möve Baai ein, denn danach gibt es keine Lebensmittelläden mehr, und die Strecke von 450 km dauert gut 6 Stunden Fahrt mit Barbaras geländegängigem Toyota mit 4-Radantrieb.
Von Swakopmund nach Möve Baai fahren wir durch die Wüste, in vielen verschiedenen Formen. Nach ca 100 km Asphaltstrasse beim letzten Ort wird die Strasse eine Salzpiste, d.i. eine zwar fundierte Strasse, deren Oberfläche aber aus salzigem Sand besteht. Diese ist sehr schön glatt und angenehm zu fahren, wo – auch in der Umgebung - nur Sand liegt, wir aber unruhiger, wenn kleine oder größere Steine die Dünen und dann auch die Strasse bedecken, oder wenn die Strasse Spurrillen oder Querrillen bekommt. Die Pflege dieser Strasse geschieht durch Aufkratzen der Oberfläche, Befeuchten mit Salzwasser und anschließendes fest Klopfen.
Die Gebirge, auf die wir zufahren, schwimmen in der Wüste und sie vergrößern sich nicht, wie man erwarten würde, sondern gleiten, wenn wir uns ihnen nähern, seitlich weg, und verschwinden. Auch viele fata morganas sieht man, je nach Reflexion: Wasser vor uns als blaue Himmelsreflexion, Gebirge, die am Horizont auftauchen, scheinen zu schweben oder haben einen ganz schmalen Sockel.
Während wir auf der Fahrt von Windhuk nach Swakopmund kein wildes Tier gesehen hatten, außer ein paar Kühen und einem Tucan, hingegen in vielen Bäumen und in den Elektrizitätsleitungspfosten viele Vogelnester, insbesondere die an Zweigen hängenden tropfenförmigen Weaver-Nester , konnten wir auf der Mitte der Strecke Swakopmund - Mövebaai den Wildtierbann brechen und sahen in den Dünen zuerst einige Springböcke, dann eine Oryx-Antilope, die uns in einem Flusstal (das sich durch mehr grüne Büsche, manchmal sogar durch Schilf kenntlich macht, d.h. wenn es regnet, dann werden die Flüsse für einen oder zwei Stunden oder Tage ihrem Namen gerecht, und hinterlassen manchmal eine kleine Pfütze oder gar einen winzigen dunkelblauen Teich, der genügt, dass sich hier eine Kohlgänsekolonie -egyptian duck - und dort eine Kapentenkolonie - cape teal - ansiedelt) ruhig beobachtete und als wir ausstiegen, langsam seines Weges trottete, sich ab und zu umwendend, um unser Tun zu sehen. Kormorane stehen in Reih und Glied wie Orchester gegen die Windrichtung gewendet. Und so starten und landen sie auch, womit sie sich sichtlich schwer tun. Leider nicht gesehen haben wir Flamingos, die es aber auch in großer Zahl gibt. Springböcke sahen wir auch über die Strasse springen, sie laufen und sprongen mit allen Vieren hoch wie junge Katzen, um Verfolger zu verwirren, und - was eine ausgesprochene Seltenheit ist (einheimische Tierbeobachter hatten diese erst zweimal in ihrem Leben gesehen, da sie ) – auf der Silhouette eines dem Meer zugewandten Dünenkamms, zwei große Ohren auf einem kleinen Gesicht, das sich langsam wegdrehte, eine Beute im Maul, und als wir uns langsam mit dem Auto näherten, hinter dem Hügel verschwand, eine Hyäne.
Barbara und John haben zwei schwarze Hunde, Widget und Spliff, Bullterrier, die sehr brav und lieb und häuslich sind, aber wie sie sollen, bei Fremden, Tieren (z.B. sich nachts nähernden Hyänen) und Menschen anschlagen, auch bei den sie offenbar absichtlich ärgernden Krähen. Am Meer spazieren gehend sehen wir auf rund geschliffenen Steinen Gruppen von sich sonnenden Robben, einen von Kormoranen besiedelten Metallstangenturm und einen Schwarm weißer Seeschwalben. Aber wir sehen auch viele Spuren, vor allem die schnurgeraden Spuren der kleinfüßigen Schakale und die größeren der Hyänen.
John ist am nächsten Tag beschäftigt mit einer aus Ministeriumsbeamten, Ben vom Ministerium für Environment and Tourism, den ich schon von der Sitzung her kenne, einem Beamten vom Ministerium für Mining and Energy, und einer Gruppe von Geschäftsleuten, die im Skeleton Park nach Amethysten schürfen will, was nicht nur unsustainable, sondern auch den umweltfreundlicheren und mehr Leute ernährenden Tourismus zerstörend wäre. Die Interessenten an dieser Schürferlaubnis bestechen die gegnerischen Beamten mit einem großen Mahl bei der Verhandlung. Doch ist ein Naturschutzpark eigentlich zu schützen vor Diamantenschürfern, aber wer weiß, die Rhetorik der Interessenten spricht von sustainable Schürferei, was ein Sprachmissbrauch ist, aber das kennen wir ja allenthalben. Im Süden des Landes an der Küste ist ein großer Diamantenschürfpark, den niemand betreten darf, und an dem nur wenige, und vor allem wenige Namibier verdienen. John, der aufgrund eines kritischen Berichts gegenüber dem Präsidenten – die Minister hatten ohne Genehmigung im Naturpark Wild geschossen und das hatte er in besagtem Bericht erwähnt - , der Möve Baai besichtigt hatte (wobei auch Barbara ins Fernsehen kam) strafversetzt werden soll, überlegt, wohin er wohl kommen wird. Er möchte aus Möve nicht weg, aber Barbara fände die Versetzung in die ebenfalls geschützte Diamantenregion im Ministerium für Mining and Energy nicht so uninteressant, könnte er dort andere Gesichtspunkte einbringen und gäbe es dort viele Pinguine. Beide wollen gerne an die Küste, wo es nicht so heiß ist, und explizit nicht nach Windhuk, da es ein so anstrengendes Klima hat und in Bezug auf das Wildlife wenig interessant ist. Caprivi wäre eine andere Alternative, die tropisches Klima hat und sehr Malaria gefährdet ist.
Am nächsten Tag gehe ich die gleiche Strecke wieder. John, der einige Ministeriumsbeamte zum 10 Minuten entfernten Helikopterflugplatz gebracht hat, sagt, er habe eine Hyäne gesehen, darum soll ich die Hunde nicht mitnehmen, da sie diesen hinterher jagen würden, was auch für sie nicht unbedingt gesund wäre. Die Spuren haben sich vervielfacht und es sind richtige Hyänenpfade entstanden. Sie führen zu einer Menge von Tierresten, wahrscheinlich Robben, die am Vortrag nicht da gewesen waren. Ein fast 1 km lange Blutspur führt zunächst zu einem ziemlichen Gestank und dann zu dessen Ursache, dem Ort wo das Blutbad angerichtet wurde, mit vielen überall verteilten Knochen und Knöchelchen und Kopf – und Fellresten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schlacht erst eine Nacht her ist, aber es muss so sein, denn wir waren ja am Vortrag an derselben Stelle.
Wir arbeiten jeden Tag an ihrem Forschungsprojekt und ihrer sehr komplexen Dissertation, haben aber Zeit am Strand spazieren zu gehen. Es ist schon - etwas verfrühter – Winter und das bedeutet an der Küste, kalt und sehr windig. Auch das Wasser ist kühl, so dass man kein Verlangen hat, ins Meer zu gehen.
John und Barbara ziehen manche Tiere auf, beispielsweise derzeit ein sehr seltenes Trac-trac-chat –Vogelpärchen (Schmetzer), das Junge hat, für die sie Würmer und Käfer ziehen. Die Vögel verlangen laut nach dem Futter, sie haben schon gelernt, dass das ergiebiger ist als selbst nach Insekten zu fliegen. John beringt eines Mittags die Jungen, die beinahe so groß sind wie ihre Eltern, aber noch keine Federn, nur ein wenig Flaum am Kopf und auf den Schultern haben, sodass ihr Leib durchsichtig ihre Organe in unterschiedlichen Farben, blau und rot, zeigt.
Früher, davon gibt es Fotos, haben sie einen kleinen ölverschmutzten Pinguin gereinigt und so lange aufgezogen, bis er groß genug war, sich selbst zu ernähren. Er war ¼ so groß wie die Hunde, aber hat sich – auf den Fotos sogar sichtbar - bei diesen Respekt verschafft, indem er ihre Drohgebärden nicht verstand und sich keinesfalls unterwarf oder aufgab. So jagte er beide Hunde 4 mal um den Tisch, was wirklich grotesk aussah, da er ja so klein war. Später wurde er bei Freunden in Swakopmund weiter gezogen, um Fischen zu lernen, was in Möve Bay nicht möglich war. Als er groß genug war, sich selbst zu ernähren, wurde er ins Meer gelassen, wohin er sich ohne sich umzudrehen oder sich zu bedanken begab, und ward nie mehr gesehen. Da er jedoch am Flügel beringt ist, besteht eine Chance, von seinem Verbleib einmal wieder zu hören.
In den Naturschutzgebieten werden möglichst alle seltenen wilden Tiere beringt, alle Löwen, Büffel, Zebras und Antilopen, die Kormorane, die Seeschwalben, u.s.w. Die Vögel werden dafür in großen Netzen gefangen, die gefährlichen Tiere werden mit Betäubungsspritzen beschossen, die anderen eingefangen. Die seltenen darunter bekommen oft sogar Funkanlagen um den Hals, damit sie über Satellit verfolgt werden können. So haben wir in Habatere einen Elefanten mit Halsband gesehen.
Die Hyänen sind noch weitgehend unerforschte Tiere, doch hier weiß man einiges über sie: die braunen und die Tüpfel-Hyänen gewinnen ihr Futter weniger als Opportunisten durch vorhandenes Aas, sondern durch die Jagd. Sie sind als solche die größten Konkurrenten der Löwen und beide Arten bekämpfen sich entsprechend. Sie leben in Matriarchaten und jagen in weiblichen Gruppen. Die Männchen sind kleiner und spielen eine geringe Rolle; aus dem Wurf der Matriarchin wird die Erstgeborene in der Regel die Prinzessin, die Privilegien genießt und auf ihre Rolle vorbereitet wird. Die Prinzessin kann ihre größte Konkurrentin tot beißen, ohne Sanktionen durch die Mutter. Sie verliert ihre Privilegien sofort, sobald sie den Schutz ihrer Mutter nicht mehr hat, etwa weil diese von einem männlichen Löwen (nur ein solcher schafft es gegen den Clan), getötet wurde. Dann hat sie Probleme, sowohl im eigenen Clan als auch in einem Fremden, als Außenseiterin, und wenn sie allein jagt, entbehrt sie deren Schutz und Unterstützung und wird bald selbst gejagt werden. Alle Hyänen, auch die weiblichen, haben Penis ähnliche Gebilde, die sie wie die Männchen gebrauchen. Die Funktion dieses sexuellen Spiels durch die Weibchen ist noch unerforscht. Die Tüpfel-Hyäne, die hier auch vorkommt, ist ebenfalls ein vorwiegend jagendes Tier und 34 solche Hyänen haben innert 36 Minuten ein 220 kg schweres Zebra und eine Antilope verspeist, eine einzelne Hyäne war in der Lage, in 2 Minuten einen ganzen Springbock zu fressen.
Nun bin ich schon den 8. Tag hier, wir arbeiten an der Vorbereitung des Usability Workshops, an dem Barbaras Knowledge Management System von den Endusern, Beamten des Ministeriums für Environment und Wildlifeschützern, getestet werden soll, was mit einem Usability Seminar von Heike am Polytech verknüpft wird, d.h. die Studierenden betreuen, beobachten und evaluieren die Usability des Systems und die Performance der Enduser.
Heute war es etwas schöner, wenn auch sehr windig, und wir sind zu einer nahen Oase gefahren, Barbaras Lieblingsort. Wir fahren etwa eine halbe Stunde von der Küste ab ins Landesinnere, am Flughafen Möve Baai vorbei, zunächst auf Salzpiste, später auf einer Sandspur. John sagt, dass sich auf dem festen Wüstensand jede Spur extrem lange hält, da sie die darunter liegende Struktur zusammen presst – so sähe man heute noch eine einzige Autospur aus den 40-er Jahren, während Spuren auf den Wanderdünen innerhalb von ein bis zwei Stunden verschwunden wären. Am Ende müssen aber auch wir auf Wanderdünen fahren und es geht hoch hinauf auf den Kamm einer Düne, „it is closest you can come flying by car“. Und dann muss man aufpassen, dass dort kein Abbruch ist, Wächte würden wir in den Alpen für Schnee sagen, aber sie sind alle nach einer dem Wind abgewandten Seite gerichtet, sodass sich das einigermaßen abschätzen lässt. Trotzdem gibt es Löcher und steile Hänge, man muss also Acht geben, der Wagen hängt oft recht schräg. Und vor allem wird es in jeder Lage schwierig sobald man in weiches Gelände kommt, was uns im Angesicht der Oase einmal passiert. Die Oase, etwa 1,5 km lang, ist unglaublich: grünes Schilf, Gras, tief dunkelblaues Wasser und ein Riesenlärm von allen möglichen Wasservögeln: Kormoranen, Kapenten, auch sieht man viele Losungen von Antilopen und Springböcken. Es ist ein wunderbarer lebendiger blaugrüner und ganz lauter Ort inmitten der lautlosen gelben Wüste.
Leider ist es zu kalt und das Wetter zu schlecht, um im Meer zu baden (morgens 12,5 Grad), nachmittags 17 Grad. Am dritten Tag will ich trotzdem einmal hinein, aber das Meer ist sehr wild und gelber Schaum aus Krill häuft sich am Strand vor den Steinen, was schmierig ist und den Untergrund unsichtbar macht. So lasse ich es wieder und mache mich mit den Hunden auf die Pirsch. Diese sind ausgesprochen lieb, zahm und gehorsam. Auf Grund Barbaras guter Erziehung gehorchen sie auch mir sehr gut, bleiben immer in Sichtnähe, außer es ist zu verlockend, die Kormorane aufzuscheuchen. Aber immer bleibt einer der beiden Hunde in meiner Nähe, und als ich Kreislaufprobleme habe, alles doppelt sehe und mich hinsetzen muss, bleibt Widget nah an meinem Fuß, sie muss es gemerkt haben. Auch später als ich zurück gehe, bleibt Spliff eng bei mir, wenn sie einmal weiter weg läuft.
Barabara erzählt von einem Erlebnis: sie war mit zwei deutschen Freundinnen und ihren Hunden in der Wildnis und die Hunde kläfften einen Elefanten an. Das ärgerte diesen und er verfolgte die Hunde, die angstvoll zu den drei Frauen zurückliefen. Barbara versteckte sich hinter einem großen Baum, der Elefant hinterher, die Freundinnen riefen, was sollen wir tun, sie sagte, wie wisse es auch nicht. So rannten alle drei um den Baum als Schutz herum und der Elefant hinterher, aber leider kamen noch mehr Elefanten, sodass Barbara meinte, ihr letztes Stündlein habe geschlagen, als der Elefant unter Schnauben und Trompeten von ihnen abließ. Seitdem schauen die Hunde im Auto weg, wenn Elefanten in die Nähe kommen.
In John und Barbaras sehr einfachem Haus muss an Wasser extrem gespart werden, denn es wir in Tankwagen von weit hergebracht. Strom wird, wie überall hier, mittels Generatoren erzeugt, hier mit Diesel als Energieträger, anderswo mit Windrädern, auch schon manchmal mit Sonnenkollektoren. Sie alle fallen oft aus. Der Generator wird um 23 Uhr abgeschaltet und erst spät am Vormittag wieder an. Gekocht wird mit Gas aus Gasflaschen. Wit kochen sehr schön aus den gehamsterten Vorräten und einer riesigen Kühltruhe. Gegessen habe ich nun schon Oryx-, Straußen- und Kudu-Fleisch, was alles sehr gut schmeckt.