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 Seminar Angebot SoSe 2001 


Artificial Life Forschung -
Schnittstelle zwischen Informatik und Naturwissenschaft


Die Grundsätze biologischer Systeme werden in der Artificial-Life Forschung benutzt, um neue "künstliche" Systeme zu entwickeln. Solche informationstechnischen Artefakte sollen selbst-adaptierend sein und sich über die eigentliche Programmierung hinaus entwickeln und anpassen können.

Programme der Artificial-Life Forschung inkorporieren dabei Modelle der Natur und des Lebens und damit auch historisch, kulturell, sozial geprägte und vergeschlechtlichte Modellvorstellungen von Natur und Leben. Seit den ersten Ansätzen dieser Forschung spielen dabei Evolutionskonzepte eine entscheidende Rolle. Das Tierra-System des Biologen Thomas Ray hat den Anspruch durch künstliche Lebensformen Varianten der Evolutionsprozesse und der Entstehung des Lebens aufzuzeigen. Da biologische Modelle vielfach als ahistorische, naturalisierte und damit vorgegebene Konzepte verstanden werden, besteht die Gefahr, dass unhinterfragt historische, kulturelle, soziale und vergeschlechtlichte Einschreibungen in die "sekundäre" Natur der Artificial-Life Produkte vorgenommen und als "natürliche Determinismen" (z.B. des Geschlechts, der geschlechtlichen Selektion, der Reproduktivität, des "Überlebens") weitergetragen werden.

Ansätze der Geschlechterforschung auf diesem Gebiet sollen diversifizierte Definitionen der Natur und des Lebens innerhalb der transnationalen Communities aufdecken und ihre Vermittlung u.a. über das WWW analysieren, insbesondere hinsichtlich der Einschreibungen von Geschlecht in diese Konzepte.

Literatur:

  • Metzger, H.-J. (1997): Genesis in Silicon Valley. In: Warnke, M. Hyperkult. Stroemfeld: Basel.
  • Helmreich, S. (1998): Silicon Second Nature. Univ. of California Press. Introduction: 3-27