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Wintersemester 2008/09

Seminar: Mensch-Maschine-Schnittstellen

Neueste Entwicklungen an der Schnittstelle von Biomedizin, Biotechnologie und Informatik fragmentieren die Grenze zwischen Körper und Technik. Körper sind schon lange nicht mehr nur biologische Materialität, sie inkorporieren Technik über Prothesen oder Vernetzungen mit Maschinen. Im Bereich der Mensch-Maschine-Schnittstellen, insbesondere bei Brain-Computer-Interfaces, geht es um Kommunikationsunterstützung zwischen dem Körper, genauer dem Gehirn, und der Umwelt vermittels der Maschine. In einem solchen Szenario verändern sich KörperGehirn vom Sender, Computer vom Überträger und technische Geräte vom Empfänger hin zu Intra-Akteuren. Und das wirft eine ganze Reihe von Fragen auf. Welche „Daten“, welche Informationen, welcher Code stehen im Zentrum dieser Kommunikation? Das rationale KörperGehirn soll mit der mathematisch-logischen Maschine intra-agieren. Hier werden bestimmte Bereiche des Denkens fokussiert, andere werden ignoriert. Wird an diesen Schnittstellen als Zukunftsvision des technisierten Menschen die klassische Trennung und Hierarchie in männlich konnotierte Rationalität, als „Krone der Schöpfung“, gegenüber weiblich konnotierter Emotionalität/Intuition, bestenfalls als Beiwerk, erneut manifestiert? Ein Schwerpunkt wird darauf liegen, ob die in der feministischen Forschung postulierten Auflösungen der Geschlechtergrenzen durch TechnoKörper (u.a. Haraway, Barad, Tuana) durch diese Entwicklungen unterstützt oder konterkariert werden. Denn schon Donna Haraway hat in ihrem Cyborg-Manifesto auf die Gefahr der Herrschaftsstrukturen einer Informationsgesellschaft mit den ihr eigenen Codes hingewiesen.
In diesem Seminar werden an ausgewählten Beispielen Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen einer solchen "Technisierung des Menschen" vertieft. Wer hat die Entscheidungsinstanz über Art und Inhalt der Kommunikation? Wer hat die Definitionsmacht über erwünschte oder nicht erwünschte Informationsübertragungen? Welche Rolle spielen ForscherInnen, Geldgeber, gesellschaftliche Institutionen und Diskurse über das Zukunftsbild des Menschen in diesem Zusammenhang?
Nicht zuletzt, welche Eigensinnigkeiten entwickeln die Intra-Akteuere aber auch in ihren wechselseitigen Kommunikationsbeziehungen? Lassen sich durch „Fehler“ oder „Mißerfolge“ in diesem Bereich solche Eigenständigkeiten be-greifbar machen?

Ein EPG-2 Schein kann erworben werden. Hierzu muss eine Hausarbeit zum Bereich ethischer Fragestellungen erstellt werden, im Falle einer Doppelverwertung eine zusätzliche Hausarbeit in diesem Bereich.

Time

Thursday, 14:00–16:00

weekly Amount (h)

2

Frequency

weekly

Place

IIG Seminarraum, 2.OG
Friedrichstr. 50, 2.OG

Speakers

HD Dr. Sigrid Schmitz

Link

http://mod.iig.uni-freiburg.de/lehre/76

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