Die Professionalisierung eines Faches geschieht auf zwei Ebenen:
Zum einen durch den Prozess der Exklusion und die Reservierung des Berufs
für eine Elite, die durch Ausbildung Zugehörigkeit erwirbt.
Zum anderen durch die Abgrenzung der Zuständigkeitsfelder von anderen
Berufsgruppen, die in einem kontinuierlichen Wechsel zwischen Wissenschafts-
und Berufskultur verläuft.
Dabei wirken Professionen als Kontrollinstanzen durch das Setzen von Standards,
innerprofessionellen Wettbewerben sowie durch ihre Einflussnahme auf die
Monopolisierung von Arbeitsplätzen. Angesichts des aktuellen Übergangs
zur Wissensgesellschaft und der Existenz von pluralen Erwerbsformen sowie
einer konstitutiven Verknüpfung von Erwerbs- und Lebensformen, wandeln
sich professionelle Leistungen und Qualifikationsstandards (bzw. Fähigkeitenstandards)
und zugleich die Bedeutung der Kategorie Gender. So eröffneten sich
beispielsweise in den letzten Jahren aufgrund des Fachkräftemangels
in der IT-Industrie und der hohen Beteiligung von Quereinsteigern sowie
wegen der permanenten Definition und Entwicklung neuer Tätigkeiten
manche optimistische Perspektiven für die Beteiligung von Frauen
in einem noch nicht abgeschlossenen Professionalisierungsprozess der Informatik
in Deutschland.
In diesem Blockseminar werden wir die Bedeutung von Profession und Gender
in der Wissensgesellschaft am Beispiel des Professionalisierungsprozesses
der Informatik als Beruf in Deutschland thematisieren.
Literatur:
- Erb, U. (1996) Frauenperspektiven auf die Informatik. Informatikerinnen
im Spannungsfeld zwischen Distanz und Nähe der Technik. Münster:
Westfälisches Dampfboot.
- Gottschall, Karin; Pfau-Effinger, Birgit (Hg.), 2002: Zukunft
der Arbeit und Geschlecht. Diskurse, Entwicklungspfade und Reformoptionen
im internationalen Vergleich. Opladen: Leske + Budrich
- Hartmann, M. (1995) Informatiker in der Wirtschaft. Berlin: Springer.
- Voß, G. (1998): Die Entgrenzung von Arbeit und Arbeitskraft.
Eine subjektorientierte Interpretation des Wandels der Arbeit. In: Mitteilungen
aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Heft 3. 150-178.
Studienschwerpunkt: I&G, Gender Studies
In diesem Seminar kann ein benoteter Schein für Informatik und Gesellschaft
oder Gender Studies erworben werden.
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