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 Vorlesung Angebot SoSe 2000 
Vorlesung

Informatik und Gesellschaft

Das Fachgebiet "Informatik und Gesellschaft" befasst sich mit der Erforschung der Wechselwirkungen der Informatik und ihrer Anwendungsgebiete. In der Vorlesung werden die folgenden Fragen untersucht.

Welche theoretischen Überlegungen zum Wesen der Informatik gibt es derzeit, was ist Informatik? Ist sie die Wissenschaft von den rekursiven Funktionen, Computer Science oder Medienwissenschaft? Einige wissenschaftstheoretische Fragen innerhalb der Informatik sollen angesprochen werden, etwa die nach einem unveränderlichen Kern der Informatik, oder nach einer Reflexion der eigenen Begriffe, die ja nicht nur - aus anderen Bereichen kommend - durch die Informatik formal gefaßt werden, sondern auch mit durch sie veränderten Bedeutungen zurück in die Lebenswelt wandern. Zu diesen Begriffen gehören u.a. Wissen, Intelligenz, Information, Komplexität und Semantik.

Was tun InformatikerInnen? Als für die Tätigkeit von InformatikerInnen zentrale Bereiche werden Software Engineering, Softwareergonomie und organisatorische Aspekte von Anwendungen (CSCW) aufgegriffen und beleuchtet. Handelt es sich bei der Softwareerstellung um eine Ingenieurtätigkeit oder um kreative Gestaltung und Design? Was steckt unausgesprochen hinter den Modellen, die wir bei der formalen Erfassung eines Problems konstruieren? Gezeigt werden Probleme kommunikativer, juristischer und organisatorischer Natur, die sich während des Softwareentwicklungsprozesses ergeben können.

Mit welchen anderen zentralen gesellschaftlichen Funktionsbereichen (außer der Wissenschaft) kommt die Informatik in Berührung, und welchen Ansprüchen muß sie sich dabei stellen? Hier interessieren vordringlich rechtliche und politische Fragen, die auf die Probleme der Sicherheit und Zuverlässigkeit informatischer Systeme und der Notwendigkeit ihrer Regulierung folgen. Zur Sprache kommen in diesem Zusammenhang u.a. Datenschutz, Patentrecht, Urheberrecht, Produkthaftungsrecht, inbebesondere werden rechtliche Fragen behandelt, die das Internet betreffen. Berührt werden dabei auch die wissenschaftlichen Disziplinen der Technikgenese- und Technikfolgenforschung.

Wie verändert sich die soziale Wirklichkeit über die reine Innovation von Technik und deren Gebrauch hinaus? Sichtbar wird der Einfluß der Informatik in den Veränderungen von Arbeits- und Organisationsstrukturen, Berufsbildern, dem Grad der Rationalisierung, neuen Möglichkeiten der politischen Partizipation, in der Sozialisation und individuellen Identitätsbildung. Hier finden sich auch der Begriff der Informationsgesellschaft und ihre Visionen und das Thema der Geschlechterforschung in der Informatik.

Literatur:

  • Coy, W.; Nake, F.; Pflüger, J.M.; Seetzen, J.; Siefkers, D.; Stransfeld, R. (Hrsg.): Sichtweisen der Informatik. Braunschweig, Wiesbaden 1992
  • Friedrich, J.; Herrmann, Th.; Pescheck, M.; Rolf, A. (Hrsg.): Informatik und Gesellschaft. Heidelberg 1995
  • M. Paetau: Mensch-Maschine-Kommunikation. Software, Gestaltungspotentiale, Sozialverträglichkeit. Campus Verlag, 1990.
  • Schinzel; B. (Hrsg.): Schnittstellen. Zum Verhältnis von Informatik und Gesellschaft. Braunschweig/Wiesbaden 1996.
  • Steinmüller, W., Informationstechnologie und Gesellschaft, Darmstadt, Wiss. Buchgesellschaft, 1993.


gez. Prof. Dr. Britta Schinzel

Zeit: Mo, 11-13.00
Beginn: 08.05.2000
Ort: Seminarraum 2. OG, Friedrichstr. 50

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