Televorlesung


Telelehrveranstaltung


Informatik und Gesellschaft
Prof. Britta Schinzel
Sommersemester 1999

Die klassischen Curricula in der Informatik beschränken sich häufig darauf, die Informatik als ein formallogisches und ingenieurtechnisches Fach zu lehren. Wir bieten Ihnen deshalb die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Vorlesung und der zugehörigen Übung strukturiert mit den gesellschaftlichen Implikationen der Informatik und Ihrer späteren beruflichen Tätigkeit als Informatiker oder Informatikerin auseinanderzusetzen.

In Vorlesung und Übung werden folgende Fragen behandelt:

Welche theoretischen Überlegungen zum Wesen der Informatik gibt es derzeit, was ist Informatik? Ist sie die Wissenschaft von den rekursiven Funktionen, Computer Science oder Medienwissenschaft? Einige wissenschaftstheoretische Fragen innerhalb der Informatik sollen angesprochen werden, etwa die nach einem unveränderlichen Kern der Informatik, oder nach einer Reflexion der eigenen Begriffe, die ja nicht nur - aus anderen Bereichen kommend - durch die Informatik formal gefaßt werden, sondern auch mit durch sie veränderten Bedeutungen zurück in die Lebenswelt wandern. Zu diesen Begriffen gehören u.a. Wissen, Intelligenz, Information, Komplexität und Semantik.

Was tun InformatikerInnen? Als für die Tätigkeit von InformatikerInnen zentrale Bereiche werden Software Engineering, Softwareergonomie und organisatorische Aspekte von Anwendungen (CSCW) aufgegriffen und beleuchtet. Handelt es sich bei der Softwareerstellung um eine Ingenieurtätigkeit oder um kreative Gestaltung und Design? Was steckt unausgesprochen hinter den Modellen, die wir bei der formalen Erfassung eines Problems konstruieren? Gezeigt werden Probleme kommunikativer, juristischer und organisatorischer Natur, die sich während des Softwareentwicklungsprozesses ergeben können.

Mit welchen anderen zentralen gesellschaftlichen Funktionsbereichen (außer der Wissenschaft) kommt die Informatik in Berührung, und welchen Ansprüchen muß sie sich dabei stellen? Hier interessieren vordringlich rechtliche und politische Fragen, die auf die Probleme der Sicherheit und Zuverlässigkeit informatischer Systeme und der Notwendigkeit ihrer Regulierung folgen. Zur Sprache kommen in diesem Zusammenhang u.a. Datenschutz, Patentrecht, Urheberrecht, Produkthaftungsrecht, inbebesondere werden rechtliche Fragen behandelt, die das Internet betreffen. Berührt werden dabei auch die wissenschaftlichen Disziplinen der Technikgenese- und Technikfolgenforschung.

Wie verändert sich die soziale Wirklichkeit über die reine Innovation von Technik und deren Gebrauch hinaus? Sichtbar wird der Einfluß der Informatik in den Veränderungen von Arbeits- und Organisationsstrukturen, Berufsbildern, dem Grad der Rationalisierung, neuen Möglichkeiten der politischen Partizipation, in der Sozialisation und individuellen Identitätsbildung. Hier finden sich auch der Begriff der Informationsgesellschaft und ihre Visionen und das Thema der Geschlechterforschung in der Informatik.

Freiburg
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